Cover
Titel
Fritz Blanke – Querdenker mit Herz.


Autor(en)
Möhr, Christoph
Erschienen
Zug 2011: Achius Verlag
Anzahl Seiten
266 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
David Neuhold

Ein sehr schön aufgemachtes Buch liegt uns hier vor, das Freude macht, es in Hände zu halten und es freilich aufzuschlagen. Angenehme Layoutierung ist mit aussagekräftiger, teils ganzseitiger Bebilderung verbunden. Verlag und Autor ist hier Respekt zu zollen. Christoph Möhl zeichnet das Leben und Wirken des Fritz Blanke, seines Schwiegervaters, nach, der von 1930–1967 das Fach Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät in Zürich vertrat. Das Buch ist biografisch-lebensweltlich orientiert, bietet so manche erfrischende Anekdote und porträtiert einen Wissenschaftler und Menschen, der enge Familienbanden pflegte, reiselustig und auch als Politiker tätig war.

Dem Katholizismus – als Minderheit im Zürich seiner Zeit – gegenüber war Blanke aufgeschlossen (152/153: dort Notiz über die Spiritualität des Ignatius), über den frühen Tod seines katholischen Kollegen, Oskar Vasella, 1966 tief bestürzt (229).

Insgesamt wird das Bild eines toleranten Menschen, Christen und Wissenschaftlers gezeichnet, der mit viel Engagement und Wirkkraft Dinge zu gestalten vermochte, nicht zuletzt gehört in diese Kategorie wohl die 1964 erfolgte Gründung des Schweizerischen Instituts für Reformationsgeschichte. Die Herzensqualitäten des Fritz Blanke treten klar hervor – Bilder sagen dabei bekanntlich mehr als Worte, vgl. etwa die S. 112, die Fritz Blanke bei einer Kinderhochzeit zeigt. Sein kritisch-alternatives «Vordenkertum» wird deutlich; dass Blanke freilich ein «Querdenker » gewesen sei, dieses Gefühl kommt dem Rezensenten weniger. Hier wurde unter Umständen wohl ein zu starker Ausdruck für den Untertitel gewählt.

Ein kurzer Blick auf das wissenschaftlichkirchengeschichtliche Werk des Fritz Blanke sei noch geworfen, Beiträge, die immer auch lebensweltlich verortet zu sein scheinen oder jedenfalls leicht zu verorten sind, lauten – nur vier seien hier exemplarisch genannt: 1928: «Die Entscheidungsjahre der Preußenmission (1206–1274)», in: ZKG, 47 (1928), 18–40; 1936: «Geist und Gewalt in der Kirchengeschichte », in: Die Furche 22 (1936); sowie 1947: «Die Jesuitenfrage in der Schweiz», in: Reformierte Schweiz 4 (1947), Heft 8, und 1963: «Kirchengeschichte ohne Mythus», in: Die Tat, 18.8.1963.

In der Spezialsammlung der Universität ZH findet sich ein geordneter Nachlass Fritz Blankes, vgl. ‹www.zb.uzh.ch/Medien/spezialsammlungen/ handschriften/nachlaesse/blankefritz. pdf› (28.8.2012), der sicherlich in Zukunft noch auf Interesse stossen wird und das von Christoph Möhl vorgelegte Bild erweitern oder vertiefen kann. Dem vorliegenden prospografischen Band aber ist weite Verbreitung zu wünschen!

Zitierweise:
David Neuhold: Rezension zu: Christoph Möhl, Fritz Blanke. Querdenker mit Herz, Zug, Achius Verlag, 2011. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 106, 2012, S. 726.

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